Sonntag, 16. September 2012

So klingt das Wochenende: AMANDA PALMER

Liebe Kerstin,



jibbet doch gar nicht – ich hab mich verliebt. Nur in eine neue Band, aber immerhin! ;-) Auch das ist mir lange nicht mehr passiert. Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra sind die Auserwählten. Ehemals Sängerin der Dresden Dolls, hat Amanda im letzten Jahr ohne ihre ehemaligen Bandkollegen ein Album aufgenommen, das seit Freitag in den Läden steht. Das Geld für die Aufnahmen haben Fans zusammengetragen. Klasse Idee, finde ich, und das Ergebnis zauberte mit dem Eröffnungssong „Smile“ auch sogleich ein selbiges auf mein Gesicht. Das ist Pop, das ist Theater, das ist Spiel mit Versatzstücken aus verschiedenen Kunstbereichen. Die Dame, die wohl öfter mal nur mit Jeans und BH auf der Bühne steht, klopf nicht zaghaft an, sondern bricht die Tür auf und sagt „Hallo, da bin ich!“.

Es fällt mir ein bisschen schwer, einen bestimmten Song aus dem Album rauszupicken, denn so ein richtig rundes Bild ergibt sich, glaube ich, erst wenn man die ganze Scheibe hört. Jedes Stück ist eine Facette aus einem bunten kaleidoskopartigen Bild. Ich hab jetzt „Grown Man Cry“ ausgewählt, vielleicht weil es ein bisschen ein Spagat ist zwischen opereskem Pop a la „Smile“ oder “Do It With A Rockstar“ und auf dem Piano hingetupften Kleinoden wie „The Bed Song“. Aber auch weil das Thema des Songs eins ist, auf dem ich diese Woche ein wenig rumgedacht hab: schwache und starke Männer…

Hab ein wunderbares Wochenende!

Liebe Grüße,

Emmi



AMANDA PALMER – Grown Man Cry

Weiterhören:

“The Bed Song”

“Smile”




Liebe Emmi,

hui, du bist verliebt und dann noch in eine Frau! Das ist wirklich mal eine überraschende Neuigkeit aus dem Norden. ;-) Und bei Amanda hättest du, so grundsätzlich, durchaus eine Chance, denn sie hat ja schon öffentlich erklärt, dass sie durchaus auch auf Frauen steht. Ob die dann wohl bei ihr weinen dürfen?

Ich bin erstaunt und auch ein bißchen genervt, mit welcher Vehemenz sie da eine Anti-Hymne auf weinende Männer singt. Sind wir jetzt nach Jahrzehnten der Emanzipation wieder an der Stelle angekommen, wo ein Indianer keinen Schmerz kennt? Scheint ein Retrotrend zu sein, denn auch Tina Dico singt in ihrem Song "Strong Man" sehr deutlich: "Oh, I hate to see a grown man cry."

Ich finde, auch ein Mann hat ein Recht zu weinen und es ist nicht zwingend ein Zeichen von Schwäche. Sich so verletzlich zu zeigen, ist eher ziemlich stark, denke ich. Klar, so eine Heulsuse, wie Amanda sie da beschreibt, kann einem schon mal auf die Nerven gehen. Aber das ist geschechtsunabhängig und gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.

Frage mal meinen Freund. Der kann ein Lied davon singen, wie nervend heulende Frauen sind. Ich habe an diesem Wochenende ziemlich viel dafür getan, diese Theorie zu untermauern. Ist halt manchmal so: Die Emotionen schlagen hohe Wellen, und trotzdem würde mich sicher niemand als schwach bezeichnen.

Nun hat sich Amanda mit dieser Ansage bei mir nicht gleich allzu beliebt gemacht. Vielleicht liegt es daran, dass auch ihr Song mich nicht im Sturm erobert hat. Ich höre jetzt noch mal in "Smile" hinein. In der Hoffnung, dass die Frau deines Herzens mich doch noch zum Lächeln bringt.

Sonnige Spätsommergrüße aus den Bergen

Kerstin

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