Donnerstag, 2. August 2012

Buchstabensalat à la Austria: F wie fad




Gähnt noch mal ordentlich und macht euch auf die große Langeweile gefasst, denn heute kommt kein Buchstabenfeuerwerk, kein Wort, das euch nie zuvor begegnet ist, kein Aha-Erlebnis mit F. Heute wird es fad. Warum ich dieses fade Wort ausgesucht habe? Weil es dennoch seine Reize hat und sehr schön zeigt, dass uns die österreichische Sprache manchmal wirklich voraus ist. 


Fad war auch für mich, als ich nachTirol kam, keine große Überraschung. Ein Wort, das ich durchaus in meinem Wortschatz hatte. Nur nutzte ich es deutlich fader: nämlich eigentlich nur beim Essen. "Das schmeckt etwas fad." Was so viel bedeutet, wie: dem fehlt die Würze, der Pfiff, es reizt meinen Gaumen nicht, es schmeckt nach nichts, nach der großen Leere. Und so beschreibt es der deutsche Duden auch: schlecht gewürzt, schal, langweilig, geistlos. Wobei sich letzteres wohl eher auf den faden Witz bezieht, aber auch der hat ja meist mit schlechtem Geschmack zu tun. 






Wie viel abwechslungsreicher ist die Nutzung dagegen doch in Österreich: Mir ist fad. Das ist fad. Der ist fad. Ein Wort, das man quasi täglich braucht, besonders hier in dieser etwas faden Umgebung. Abseits von Kino, Kultur und Cafés war mir zunächst stets fad. Bis mir nach ein paar Wochen klar wurde, das nur ein fader Mensch auf diese Ablenkungen angewiesen ist. Wer innerlich bunt ist, voller Ideen und Projekte steckt, dem ist niemals fad. Egal, wie fad die Gegend auch sein mag. 


Lieben tue ich das Wort trotzdem. Weil man es so schön dehnen kann. Man kann es wie Kaugummi in die Länge ziehen und das passt einfach perfekt zum Zustand der Langeweile, wo sich jede Minute ebenso zieht. Faaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaad. Obwohl nur einsilbig, kann man es viel besser dehnen als das hochdeutsche, dreisilbige "langweilig". Das ist doch viel zu zackig für eine lange Weile. 


Und damit es euch mit dem fad nicht allzu fad wird, habe ich doch noch ein paar nie gehörte Seltsamkeiten ausgegraben: Man kann sich in Österreich tatsächlich fadisieren. Und nicht nur ein Verb basteln die kreativen Alpenbewohner aus dem kleinen Adjektiv fad. Sogar ein Substantiv haben sie im faden Programm: die Fadesse. Das klingt so schön französisch und lässt sich wunderbar kombinieren mit Tristesse. Quelle finesse!


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